Rezension: „Riesendisteln beißen nicht“ von Laura Nußbaumer

Rezension von Lily Ringler

Laura Nußbaumers Debütroman „Riesendisteln beißen nicht“ ist ein poetischer Blick auf das alltägliche Leben zwischen Studienbeginn und Selbstfindung.
Die imaginäre Freundin Louisa erzählt dabei die Coming-of-Age Geschichte von Marlin, die für die Uni von Vorarlberg nach Wien zieht. Schon im Zug nach Wien fällt Marlin eine Person auf, die sie nur „das Rotkehlchen“ nennt. Die beiden laufen sich öfters über den Weg, bevor sich eine sehr intensive Beziehung zwischen ihnen entwickelt. Doch obwohl sich Marlin ganz klar zu Robin, wie das Rotkehlchen wirklich heißt, hingezogen fühlt, kann sie sich keine physische Bezihung mit denen vorstellen.
„Riesendisteln beißen nicht“ ist nur im Hintergrund ein Coming-Out Roman. Marlins Asexualität wird genauso explizit genannt und ergründet wie auch Robins Nichtbinärität. Beides ist aber weder zentrales Thema der Handlung noch Grund für Konflikt. Marlins Erkenntnis, dass sie asexuell ist, ist ein Prozess der völlig in ihren Alltag eingebettet ist, und sich immer wieder in kleinen Momenten äußert. Wissenden Lesenden werden sich diese Momente sehr klar präsentieren, während sie für andere wohl mal mehr mal weniger unter den Radar fliegen. Das Gepräch in dem sie sich bei ihrer Mutter outet geht aber zweifelsohne unter die Haut.
Robin ist zu beginn des Buches bereits als nichtbinär geoutet.
Laura Nußbaumer spricht immer wieder Problematiken rund um Unverständnis in der Familie, Allo- und Heteronormativität, Misgendern und dem Erfahren von Mikroaggressionen an und kritisiert diese sehr pointiert. Es macht deren Buch auch zu einem sehr niederschwelligen Einstiegspunkt um sich mit nicht-normativen Beziehungen und nichtbinärem Geschlecht auseinanderzusetzen.

Erzählt wird „Riesendisteln beißen nicht“ aus der Perspektive von Marlins imaginärer Freundin Louisa. Louisa beobachtet und kommentiert Marlin mit lyrischen und durchaus kritischen Worten. Dabei spricht sie Marlin durchgehend direkt an, weshalb das Buch in der zweiten Person geschrieben ist. Von sich selbst spricht Louisa nur selten. Das gibt dem Buch eine sehr einzigartige Perspektive die Marlins Verhalten und Gefühle von einem schmalen Grat zwischen innen und außen betrachtet. Die Du-Perspektive verliert so auch den bevormundenden Beigeschmack den sie gegenüber Lesenden oft hat.
Die Kapitel sind mit mehreren Unter-Überschriften in kürzere Teile aufgeteilt. Diese Momentaufnahmen bestärken ein Gefühl die kleinen bemerkenswerten Momente im alltäglichen Leben zu beobachten und zu zelebrieren.

Laura Nußbaumer verleiht mit „Riesendisteln beißen nicht“ dem alltäglichen einen poetischen Zauber und normalisiert dabei auf zugängliche Art und Weise gleich mehrere Brüche mit normativen Erwartungen. Die Queerness der Charaktere ist dabei etwas ganz Selbstverständliches, und erstreckt sich über eine Vielzahl an Erfahrungen und Lebensrealitäten.
Laura Nußbaumer ist selbst nichtbinär, asexuell und aromantisch und deren Pronomen sind dey/denen beziehungsweise they/them.

„Riesendisteln beißen nicht“ ist 2023 bei fabrik.transit erschienen, und kann unter anderem hier bestellt werden.
Mehr zu Laura Nußbaumer und „Riesendisteln beißen nicht“ findest du unter https://www.lauranussbaumerundlouis-a.com/

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