Weißt du, wie es ist, ein Shrimp zu sein?

Shrimp Emotions, Teil 1

Shrimp Farben

Shrimps haben zwölf bis sechzehn Farbrezeptoren in ihren Augen.
Menschen haben drei.
Es klingt naheliegend, dass Shrimps all diese zusätzlichen Eindrücke verwenden um Farben zu sehen, die für uns Menschen komplett unvorstellbar sind.

Irgendwann haben sich Forschende dann hingestzt und untersucht, was diese uns so vielfach überlegenen Augen der Shrimps sehen. Und sie haben herausgefunden, dass Shrips wesentlich weniger Farbnuancen wahrnehmen als Menschen. Die zusätzlichen Farbrezeptoren sind notwendig, weil die Shrimp-Gehirne die Signale der Rezeptoren nicht mischen können, wie es unsere Menschen-Hirne tun. Trotzdem können Shrimps ein breiteres Spektrum an Farben sehen als wir, denn sie können auch infrarotes und ultraviolettes Licht wahrnehmen.

Können Shrimps nun besser sehen als wir, oder doch eher schlechter?
Welchen Grund hätte ein Shrimp überhaupt zwischen so vielen Farbtönen zu unterscheiden?

„Wie fühlt es sich an, aroace zu sein?“

Ich kann die romantischen und sexuellen Gefühle der allo Mehrheitsgesellschaft nicht nachvollziehen, nicht sehen. Aber sie werfen einen Schatten auf meine Existenz, der mir sagt, dass sie zweifelsfrei da sind. Als würde ich ein Bild durch einen Farbfilter betrachten, der manche Details einfach schluckt.
Ist es das, was Shrimps nicht sehen?

Aber dem Bild meiner Welt fehlt nichts. Es ist in einer anderen Farbpalette gemalt, als das der allo Mehrheitsgesellschaft. Und sie sehen ihre Welt ebenfalls durch einen Farbfilter. Ich kann Dinge sehen und Emotionen fühlen, die von ihrem Farbfilter geschluckt werden.
Ich kann ultraviolette Gefühle sehen und brauche keine Farbtöne irgendwo zwischen pink und rot.

Was fühle ich, das du nicht sehen kannst?

Squish und Zucchini.
Amatonormativität, Split Attraction, Romance Repulsion und Sex Positivity.
Demiromantisch, grausexuell, ace und aro und quoiromantisch und aegosexuell.
Wir bräuchten keine eigenen Worte, wenn wir nicht auch unsere eigenen Erfahrungen hätten.

Wenn ich mit euch Shrimps über solche Dinge rede, ergeben sie Sinn. Dann muss ich mich nicht erklären. Ich werde verstanden, gesehen und unterstützt. Wir teilen nicht nur ein Vokabular, sondern auch die Erfahrungen, die es beschreibt. Wir sehen dieselben Shrimp Farben. Mehr davon an machen Ecken und Enden, weniger an anderen.

Wenn ich hingegen mit Allos über mein Leben rede, steigen sie schnell aus. Was in meinem Alltag wichtig ist, ist für sie genauso unverständlich wie die Schatten ihrer Liebesbeziehungen für mich. Ich könnte ihnen genausogut von den politischen Machtstrukturen der extraterrestrischen Shrimp-Kultur erzählen. Vielleicht könnten sie es sich sogar vorstellen, aber die meisten versuchen es nichtmal. „Lily redet wieder von ihren Shrimps – lass sie einfach. Irgendwann wird sie auch noch normal werden.“
Oder ich bleib bei euch, meinen Shrimps. Und ich erzähl euch von meinen Shrimp Emotions, die die Allos weder fühlen noch sehen können. Und wir sind gemeinsam Shrimps, die irgendwas nicht sehen können, und dafür was anderes fühlen und es ist weder besser noch schlechter, sondern einfach anders.

Ich weiß nicht, wie es ist ein tatsächliches Shrimp zu sein.
Egal, was das Shrimp sieht, oder nicht sieht, es erlebt sein Leben fundamental anders als ich Mensch.
Ich weiß auch nicht, wie es ist, allo zu sein.
Egal, was Allos fühlen, oder nicht fühlen, sie erleben ihre Beziehungen fundamental anders als ich.

Aber vielleicht finden wir noch raus, was es damit auf sich hat.

Passt auf euch auf, meine kleinen Shrimps.
Lily